Coming-Of-Age-Roman aus der morschen Welt der feinen Leute
Die Unordentlichen
Roman
Xita Rubert

»Poetisch und berührend, klug und überraschend – Xita Rubert ist ein wunderbares Romandebüt geglückt.« Tobias Wenzel, WDR

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Neuerscheinungen

Feines Leinen

Katharina Hacker
Über Leben mit Tier

»Sagen wir, ich habe mir Tiere angeschafft der Unterhaltung wegen. Vielleicht hätten es dafür nicht vierzehn sein müssen. Aber manche reden nicht mit mir.« Ob Hund oder Meerschwein, Katze oder Kaninchen – Katharina Hacker macht gern Platz für Tiere. Nicht nur in ihrem Leben, sondern auch in ihren Texten. In diesem zweiten Band ihrer »Minutenessays« ist sie nun ganz bei den Tieren und denkt von ihnen aus über uns Menschen und unser Leben in dieser Welt nach. Dabei beschränkt sie sich nicht auf ihre eigenen Mitbewohner, sondern schaut auch auf Grashüpfer und Spinne, Schwan und Fledermaus. Uns beschenkt sie mit ihren Gedanken, die immer pointiert sind, mal witzig, mal melancholisch, stets zärtlich, lebensklug und neugierig. Und die unbedingt zum Mit- und Weiterdenken einladen. Denn natürlich gilt: »Wie meist, wenn wir über Tiere reden, sagt das mehr über uns als über Hunde oder Katzen.«

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Katharina Hacker
Über Leben mit Tier
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Jürgen Hosemann
Papierkorb

»Lesen Sie dieses Buch, sonst lese ich es!«

Wie weit ist es von Paul Valéry bis Karl Valentin? Hören Sie mal: »Jetzt regelmäßig coole Buchstaben-rätsel bei Hosemanns Papierkorb lösen und 1 Strand -matte gewinnen. Heute: Welches Wort hat ein A, zwei E, ein I, vier L und zwei P?« – »›Pillepalle‹ @Julia: Die Strandmatte steckt im Papierkorb.« – »Über meine erste Lesung hörte ich danach viel Gutes (›Ich fand’s toll, dass er den Rotwein selbst bezahlt hat‹, ›Wunderbar familiär‹, ›Spricht deutlicher als früher‹).« – »In der Corona-Zeit habe ich gelernt aufzuräumen mit Marie Kondō und Hideko Yamashita. Bei Büchern immer die Taschenbücher rollen und die Hardcover falten, bevor man sie wegwirft.« – »Heute werde ich ab 17 Uhr 30 das Geheimnis des Schreibens preisgeben (Lidl-Parkplatz, Offenbacher Landstraße, Abstand halten).«

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Jürgen Hosemann
Papierkorb
Über Leben und Schreiben
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Marc Degens
Selfie ohne Selbst

Dass Herr Rutschky in seinen Tage­büchern nicht über Susan Sontag schreibt, sondern über ihn, und nicht einmal schmeichelhaft, das ist für Marc Degens Ausgangspunkt für ein virtuoses Stück Autofiktion. Sein ­Bericht über ein Stück höfische Kultur im 21. Jahrhundert und was sie anrichten kann, hat es ­in sich. Wie das eigene Leben von den hierarchischen Zufällen in einem eifersüchtig umtanzten Intellektuellen-Zirkel hin und her geworfen wird und welche Kollateral­schäden dabei drohen, diese überaus ernsthafte komische Geschichte wurde so noch nie erzählt.

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Marc Degens
Selfie ohne Selbst
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Eliot Weinberger
Die Sterne

Die Sterne: Was sind sie? The stars: what are they?

So beginnt dieser wunderschöne Text über die Sterne und darüber, was Menschen zu allen Zeiten, überall auf der Welt glaubten, was sie wohl seien. Betörend und poe­tisch – wer mit Eliot Weinberger in den Nachthimmel schaut, wird ihn mit neuen Augen betrachten.

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Eliot Weinberger
Die Sterne
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Michael Krüger
Meteorologie des Herzens

Dass die Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben auch in der Rückschau eine immer noch jugendlich bewegte Tätigkeit sein kann, lässt sich hier nachlesen: in einem Gedicht, einem Gespräch und in zwei Erinnerungen an die Literatur. Autobiografie ist bei Michael Krügers Selbstporträt mit Dichtern auch da präsent, wo die Erinnerung be­wunderten Kollegen wie dem polnischen ­Dichter Zbigniew Herbert gilt oder jenen Autoren und Freunden, mit denen er in den 70er Jahren den Petrarca-Preis begründete. Der Lyriker Krüger ist ein Freund und Orchestrator naturbelassener Einsamkeit. Zugleich hat er stets die geistige Weite und das Sprachgewirr der internationalen Literatur unserer Zeit gesucht. Hier sieht man, wie Behutsamkeit und Zurückhaltung, Anspruch und Selbstbewusstsein ein Leben für die Literatur geprägt haben.

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Michael Krüger
Meteorologie des Herzens
Über meinen Großvater, Zbigniew Herbert, Petrarca und mich
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Jürgen Hosemann
Das Meer am 31. August

Wie die Zeit vergeht am 31. August? Wie immer, wie denn sonst. Und da vorn – das Meer! Dort sitzt der Autor vierundzwanzig Stunden lang. Und erzählt, was geschieht, wenn nichts geschieht. Alles ist wichtig: Frühaufsteher, Schwimmer, Liebespaare. Das Licht, der Geruch, die Geräusche. Schiffe, die auftauchen wie Gedanken, Erinnerungen. Um 15 Uhr 30 bleibt die Zeit stehen, und irgendwann kommt die Dämmerung. War’s das? Das Tagebuch eines einzigen Tages. Im Sommer. Am Meer.

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Jürgen Hosemann
Das Meer am 31. August
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Romane

Selva Almada
Kein Fluss

International Booker Prize 2024 | Longlist

Drei Männer, die zum Angeln fahren und mit den Bewohnern im benachbarten Ort beim abendlichen Tanzfest fast tödlich aneinander­geraten. Warum? Männersachen? Frauengeschichten? Dahinter verbirgt sich viel mehr, und auch deshalb ist das dunkle Wasser nicht nur ein Fluss, aus dem riesige Rochen gefischt werden und in dem Männer verschwinden. Die Argentinierin Selva Almada erzählt eine wilde Geschichte, in der vieles mitgeteilt und vielsagend verschwiegen wird. Niemand versteht es, die verhängnisvolle Männerwelt Lateinamerikas so intensiv zu beschwören, wie diese großartige Autorin.

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Selva Almada
Kein Fluss
Roman
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Diego Zúñiga
Camanchaca

Camanchaca – ein Nebel, der Chiles Küste einhüllt. Oder ist es der Nebel der Gefühle und Erinnerungen, durch den sich der Erzähler tastet? Ein junger Mann, übergewichtig, mit schlechten Zähnen, im Auto unterwegs zur peruanischen Grenze, wo Kleidung und Zahnärzte billig sind. Am Steuer der Vater, mit neuer Frau und neuem Kind. Zurückgelassen in Santiago die ­Mutter, Erinnerungen an nächtliche ­Gespräche; Fußballspiele im Fernsehen, den Lebenstraum Reporter im Stadion. Die lakonische Poesie dieser Geschichte aus einer beschädigten Jugend am Meer, in einem beschädigten Land, lässt offen, ob die Reise durch eine von Erinnerungen an Zärtlichkeit und Gewalt ­verhüllte Landschaft auch ein Weg der Befreiung ist. Gute Literatur zeigt ihre Klasse nicht zuletzt in dem, was sie verschweigt.

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Diego Zúñiga
Camanchaca
Roman
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María José Ferrada
Kramp

»Eine einzige Schraube, die nicht ordentlich festsitzt, kann das Ende der Welt herbeiführen.«

Mit Entschlusskraft und dem richtigen Anzug ist alles möglich – selbst als Vertreter für Eisenwaren (Marke Kramp!) in Chile Anfang der 80er Jahre. Und weil Kinderaugen auch Schraubenhändlerherzen schmelzen lassen, nimmt der Vater kurzerhand seine siebenjährige Tochter auf Verkaufstour mit. Die Kleine genießt ihre »Parallelerziehung« auf der Straße, und alles könnte für immer so weitergehen, wenn, ja wenn diese Geschichte nicht zu Chiles schlimmsten Zeiten spielte. So aber findet dieses Vater-Tochter-Roadmovie à la Paper Moon ein jähes Ende – und damit auch eine Kindheit, die doch so munter glänzen sollte wie ein Fuchsschwanz der Marke Kramp.

»Herausragend.«
The New York Times Book Review

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María José Ferrada
Kramp
Roman
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Christine Wunnicke
Selig & Boggs

Dass sich die sogenannte Traumfabrik von ­Hollywood in Kalifornien befindet, weil dort immer die Sonne scheint, mag man für einen Witz halten. Es ist aber die reine Wahrheit, und Christine Wunnicke hat ein ­wundervolles Stück Literatur darüber geschrieben. Es handelt von Mr. Selig, dem Filmunternehmer, der statt im langweiligen Kalifornien lieber im brausenden Chicago sein Glück machen will. Und von Mr. Boggs, seinem Spielleiter, der jedes Mal, wenn sich eine Wolke vor die Sonne schiebt, den Betrieb einstellen muss und deshalb nichts sehnlicher wünscht, als in den sonnigen Westen zu ziehen. Das gute Ende ist bekannt, aber wie es dazu kam, wurde noch nie so schön erzählt.

Das Cover von Selig & Boggs
Christine Wunnicke
Selig & Boggs
Die Erfindung von Hollywood
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Christine Wunnicke
Der Fuchs und Dr. Shimamura

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2015

Vom Fuchs besessen, und das auch noch in Japan! Klarer Fall für Neurologen mit geschärftem Sinn für Menschen – vorzugsweise Frauen – neben der Spur. Dr. Shimamura (den es wirklich gab) reist in der Abendröte des 19. Jahrhunderts durch die Provinz, wo das burleske Krankheitsbild zur Folklore gehört. Ein liebestoller Student begleitet ihn, geht aber bald verloren, dafür fängt der Doktor sich selbst einen Fuchs ein (den es vielleicht auch gab). Da hilft nur noch Europa, und so flieht Shimamura auf Bildungsurlaub gen Westen, besteht neurologisch aufschlussreiche Abenteuer in Paris, Berlin und Wien. Allein, der Fuchs lässt ihn nicht los – auch nicht Jahrzehnte später zurück in Japan, wo sich dieses seltsame Leben, beäugt von allerhand weiblichem Familienanhang, seinem Ende zuneigt. Und so bleibt der Fuchs der unsichtbare Protagonist dieses fernöstlich getönten Gegenwartsromans.

Das Cover von Der Fuchs und Dr. Shimamura
Christine Wunnicke
Der Fuchs und Dr. Shimamura
Roman
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Christian Schulteisz
Wense

Der ­Universaldilettant Wense ­wandert so, wie er forscht, ­übersetzt und komponiert: ekstatisch. Deutsche Landschaften sind ihm ebenso heilig wie die Sagen und Mythen der Cherusker, Maya oder Osmanen, wie Sterne, Steine und Tiere und all das andere, was es zu entdecken gilt. ­Allerdings herrscht Krieg, sein geliebtes Kassel wurde schon zerbombt, und in ­Göttingen muss er neuerdings Sonden für den militärischen Wetterdienst prüfen … Angelehnt an die historische Person Hans Jürgen von der Wense erzählt Christian Schulteisz von einem allwissenden Tauge­nichts, der plötzlich taugen soll. Ein tragisch-komischer Roman über Poesie und Irrsinn einer staunenden, zweckfreien Sicht auf die Welt.

»Christian Schulteisz ist ein eindringlich schreibender Zeitgenosse.« Arnold Stadler

Das Cover von Wense
Christian Schulteisz
Wense
Roman
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Christine Wunnicke
Nagasaki, ca. 1642

Was macht ein berühmter Krieger in Friedens­zeiten? Samurai Seki Keijiro hat sich aufs Land zurückgezogen und langweilt sich kolossal im Kreise seiner Familie. Doch als er hört, dass vor Nagasaki ein Schiff der Niederländischen Ostindien-­Kompanie erwartet wird, erwacht er zu neuem Leben. Denn da war noch etwas: eine ungeklärte ­Episode ­seines Kriegerlebens. Seki heuert als Inspektor der Handels­nieder­lassung an und bekommt es mit dem jungen Niederländer Abel van Rheenen zu tun, der auf dem Schiff als »Dolmetsch« reist, zu viel redet und darüber hinaus die japanische Seele erkunden will … Auf ihre eigene unnachahm­liche Weise, atmosphärisch dicht, fein gezeichnet und pointen­sicher, erzählt Christine Wunnicke diese Geschichte einer Verführung nach allen Regeln der Kriegskunst.

Das Cover von Nagasaki, ca. 1642
Christine Wunnicke
Nagasaki, ca. 1642
Novelle
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Vicente Valero
Übergänge

Welch schöne Rahmenerzählungen doch Begräbnisse bieten! Vor allem, wenn es sich um Schulfreunde aus der verblichenen Kindheit handelt, mit denen man später nicht mehr viel zu tun haben mochte. So trinkt man schnell noch bei Mama eine mutmachende Flasche Wein, ehe sich in der Kirche, bei Gebeten und dem heimlichen Blick auf einst heiß begehrte Frauen, der Faden in die Vergangenheit abspult. In jene Zeit, als Franco starb und das Land sich auf einen Schlag veränderte, Lehrer und andere Autoritäten in der Versenkung verschwanden und endlich alle mitverdienen konnten an Spaniens Aufstieg zur einträglichen Touristenhölle. Wie Übergänge, die großen und die kleinen, das Leben und die Zeit verändern, das kann Vicente Valero wunderbar erzählen.

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Vicente Valero
Übergänge
Roman
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Christine Wunnicke
Katie

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2017 (Longlist)

Vielleicht liegt es am Nebel. Davon jedenfalls gibt es in London auch um 1870 herum genug, und wer weiß, vielleicht trübt er der Stadt ­kollektiv die Sinne. Kaum einer, der nicht dem Medium seiner Wahl vertraut, um in schummrigen ­Séancen mit dem Jenseits zu ­parlieren. Florence Cook ist das It-Girl der Branche – streng verschnürt im Schrank bringt sie die ­ aufregendste aller Erscheinungen zutage: ­Katie, 200 Jahre jung und in gleißendes Weiß gewandet, früher Piratentochter, heute eine unruhige Seele auf der Suche nach Erlösung. Oder …? Ein Fall für Sir William Crookes, der Florence (und Katie) nach den Regeln der damaligen Kunst unter die Lupe nimmt – nur um am Ende erschöpft zu konstatieren, dass die Wissenschaft im Grunde auch nur ein Spuk ist. Eine herrlich übersinnliche Geschichte, und das Beste: Es ist alles wahr. Wirklich.

Das Cover von Katie
Christine Wunnicke
Katie
Roman
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Juan Pablo Villalobos
Ich verkauf dir einen Hund

Wie viele Kakerlaken passen in einen Aufzug? Hilft ­Adorno gegen amerikanische Missionare? Lebt die Revolution? Und vor allem: Was steckt wirklich in einem Taco? Fragen über Fragen, die Juan Pablo Villalobos in seinem rasanten Senioren­roman aufs vergnüglichste beantwortet. Nabel der Welt ist ein Wohnhaus im Herzen von Mexico City, wo der ganz normale Wahnsinn der Stadt auf ein paar Etagen zusammenschnurrt. Während der hausinterne Literaturkreis auf dem Flur tagt – unter dem strengen Regiment der rüstigen Francesca –, entspinnt sich auf den oberen Stockwerken irgendetwas zwischen Liebes-, Künstler- und Kriminal­geschichte. Ein großer Spaß, und das ganz ohne Rentner, die aus Fenstern steigen!

»Eine verdammt gute Geschichte.« Kirkus Review

Das Cover von Ich verkauf dir einen Hund
Juan Pablo Villalobos
Ich verkauf dir einen Hund
Roman
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»Wir gingen nach draußen, und es war immer noch Februar.«
Xita Rubert

Bestseller

(Auto)Biografische Literatur

Margherita Costa
Die schöne Frau bedarf der Zügel nicht

Margherita Costa – nie gehört? Nach 400 Jahren wird es Zeit! Schließlich war die um 1600 geborene Römerin die wohl profilierteste Schriftstellerin ihrer Generation. Ihr wildes, respektloses und genre­sprengendes Werk blieb jahrhundertelang vergessen. Costa war Opernstar und Kurtisane, Intima dreier Papstfamilien und Räuberbraut, Feministin und Pornografin, Mutter vieler Töchter unklarer Herkunft und die wohl erste Satirikerin der Welt. Aus ihrer Dichtung strahlt die Sinnlichkeit in so grellen Farben, dass man beim Lesen gern zur Sonnenbrille greift. Christine Wunnicke hat sich in Costa verliebt und ihre Texte in mitreißendes Deutsch gebracht. Und ihr Porträt dieser wahrlich fantastischen Autorin ist ein Stück schönster Biografie-Literatur.

Das Cover von Die schöne Frau bedarf der Zügel nicht
Margherita Costa
Die schöne Frau bedarf der Zügel nicht
Porträt, Werkauswahl und Übersetzung von Christine Wunnicke
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Bruno Monsaingeon
Ich denke in Tönen

Der Lehrer, Freund und Inspirator vieler ­berühmter Komponisten, Pianisten, Musiker und Intellektueller im 20. Jahrhundert war eine Frau: Nadia Boulanger hat das musikalische Geschehen ihrer Zeit bestimmt wie niemand sonst, und aus diesen ebenso klugen wie unterhaltsamen Gesprächen mit Bruno ­Monsaingeon erfährt man, warum. Die Liste ihrer Schüler ist lang und prominent: ­Leonard Bernstein und Igor Strawinsky blieben ihr zeitlebens ergeben, mit Ravel machte sie Hausaufgaben, berühmt gewordene junge Künstler wie Philip Glass und Quincy Jones hatten ihr viel zu verdanken. Der große Paul Valéry sagte über seine Freundin: »Sie atmet, was wir hören.«

»Mit ihrem einzigartigen Charakter hat sie Generationen von Musikschaffenden geprägt. Viele von Nadia Boulangers Schülerinnen und Schülern zählen heute zu den bedeutendsten Komponistinnen und Komponisten des ­20. Jahrhunderts, während sie selbst als wegweisende Lehrerin vielen Menschen immer noch unbekannt ist.«
Boulanger Trio

Das Cover von Ich denke in Tönen
Bruno Monsaingeon
Ich denke in Tönen
Gespräche mit Nadia Boulanger
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Matthias Bormuth
Zur Situation der Couchecke

In seinen skeptischen Denkbewegungen, mit denen er die Tradition Aby Warburgs neu begründete, gehörte der Kunst- und Kulturhistoriker Martin Warnke zu den intellektuell prägenden Figuren der späteren Bundesrepublik. Matthias Bormuth widmet ihm einen groß angelegten biografischen Essay. Schon Warnkes Berichte über den »Auschwitz-Prozess« zeigten, dass der junge Rubens-Forscher nicht nur über das Verhüllende in der Kunst nachdachte. Als umstrittener Aufklärer pochte er auf Individuum und Autonomie der Kunst und las Karl Marx gegen den Strich, die Hofkünstler Velázquez und Goya erscheinen bei ihm als geniale Zeugen einer prekären Wirklichkeit, die sie vieldeutig enthüllen. Seine Schriften und Lebensspuren offenbaren eine Dynamik, deren persönlicher Kern ein vielschichtiges Rätsel bleibt: Auch der Wissenschaftler lebt von der Kunst des Verbergens, die zugleich herausfordert, implizite Botschaften zu erkennen.

Das Cover von Zur Situation der Couchecke
Matthias Bormuth
Zur Situation der Couchecke
Martin Warnke in seiner Zeit
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Vicente Valero
Krankenbesuche

Wer war das wohl, da, im Sessel oder im Bett eingesunken, alt oder auch nicht, jedenfalls bestimmt nicht ganz gesund und deshalb anders? Und drum-herum, die halbe Stadt, meistens Frauen, ein paar Männer und vielleicht der Doktor oder sein mit ihm verfeindeter Kollege, der alles anders macht. Oder der neue Lehrer vom Festland, der spinnt und lange Haare hat und Sterbenskranke so interessant findet, dass er ganze Schulklassen mitnimmt, wenn er sie besucht. Vicente Valero erzählt ein seltsames Kapitel aus Ibiza – zur Zeit seiner Kindheit noch ein abgelegenes Stück Land im Meer, wohin erst Künstler kommen, Ausländer, und auch die Deutschen und sich alles verändert. Nur die Kranken bleiben, wie sie sind, ob sterbenskrank oder erkältet. Abwesend, aber nicht einsam. Denn auch wo gehustet oder gestorben wird, auch da vergeht die Zeit, und eine neue kommt.

Das Cover von Krankenbesuche
Vicente Valero
Krankenbesuche
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Jeanette Erazo Heufelder
»Alle Guten gehören zu uns!«

Gestern noch Zeitgeschichte, aber über Nacht hochaktuell: die Geschichte der transatlantischen Partnerschaft. Angeblich längst beerdigt, wird sie seit dem 24. Februar 2022 in Europa als einzige Rückversicherung beschworen. Jeanette Erazo Heufelder erzählt ihre Geschichte anhand von Eric Warburg, Neffe des Kunsthistorikers Aby Warburg, dessen weltberühmte Bibliothek er vor den Nazis rettete. Er war Jude, Bankier, Fluchthelfer, Verhöroffizier in der U. S. Army, transatlantischer Brückenbauer, Waffenlieferant im finnisch-sowjetischen Winterkrieg und Kalter Krieger. Mithilfe der von ihm eingerichteten Kooperationskanäle wurden westdeutsche und US-Gesellschaftsgruppen auf den Westen eingeschworen. Der Untertitel untertreibt. In Wirklichkeit findet in diesem Leben das politische 20. Jahrhundert Platz, das, wie wir heute sehen, ins 21. Jahrhundert reicht. Dieses Buch berichtet, wie es dazu kam.

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Jeanette Erazo Heufelder
»Alle Guten gehören zu uns!«
Die vielen Leben des Eric Warburg
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Marc Degens
Selfie ohne Selbst

Dass Herr Rutschky in seinen Tage­büchern nicht über Susan Sontag schreibt, sondern über ihn, und nicht einmal schmeichelhaft, das ist für Marc Degens Ausgangspunkt für ein virtuoses Stück Autofiktion. Sein ­Bericht über ein Stück höfische Kultur im 21. Jahrhundert und was sie anrichten kann, hat es ­in sich. Wie das eigene Leben von den hierarchischen Zufällen in einem eifersüchtig umtanzten Intellektuellen-Zirkel hin und her geworfen wird und welche Kollateral­schäden dabei drohen, diese überaus ernsthafte komische Geschichte wurde so noch nie erzählt.

Das Cover von Selfie ohne Selbst
Marc Degens
Selfie ohne Selbst
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Ingmar Bergman
Ich schreibe Filme

Sein langes kreatives Leben über führte Ingmar Bergman Arbeitstagebücher: kleine Spiralhefte, in denen er erste Entwürfe seiner Geschichten niederschrieb und auch während der Arbeit an einem Film oder Buch weiter Notizen machte. In seinen autobiografischen Texten zitiert er ab und zu aus diesen Notizen – ansonsten blieben sie zu seinen Lebzeiten unveröffentlicht. Diese Auswahl aus den Heften bietet nun einen einzigartigen Einblick in seinen kreativen Arbeitsprozess, zeigt aber auch den Menschen und Künstler Bergman noch einmal ganz neu. Hier haben wir teil an einer besonderen Form des autofiktionalen Schreibens, das stets um den eigenen Schaffensprozess kreist. Und so ist es nicht zuletzt ein Bericht darüber, wie ein großer Künstler seine unvergesslichen Geschichten und Bilder zum Leben erweckt.

Das Cover von Ich schreibe Filme
Ingmar Bergman
Ich schreibe Filme
Arbeitstagebücher 1955–2001
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Iris Origo
Eine seltsame Zeit des Wartens

»Ein ruhiger herrlicher Sommerabend; die Trauben reifen, die Ochsen pflügen. Nur der Mensch ist völlig verrückt geworden.«

In der Rückschau ist es leicht, Anzeichen für drohendes Unheil auszumachen. Aber wer mittendrin in der Geschichte steckt, kann nur versuchen, sich aus Gehörtem, Gesehenem und Gelesenem ein Bild zusammenzusetzen. Im ­Sommer 1940 tritt Italien in den Zweiten Weltkrieg ein, ein gutes Jahr zuvor beginnt Iris Origo ihr Tagebuch. Die Britin lebt in der Toskana, ist aber auch in Rom bestens vernetzt. Und während die Nazis über halb Europa hinwegziehen, spricht sie mit Bauern und Politikern, hört Radio und liest Zeitungen – und hält alles fest. So bekommen wir nicht nur Einblick ins faschistische Italien, sondern auch ein Gefühl dafür, wie es ist, wenn die Welt am Wendepunkt steht.

Das Cover von Eine seltsame Zeit des Wartens
Iris Origo
Eine seltsame Zeit des Wartens
Italienisches Tagebuch 1939/40
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Christiane Schlötzer
Istanbul – ein Tag und eine Nacht

Erdogan hin, Erdogan her – Istanbul leuchtet. Das zeigen die Begegnungen und Gespräche, mit denen die langjährige Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung, ihr Porträt der uralten Weltstadt zeichnet: von der Gezi-Park-­Aktivistin bis zum Gourmetkoch, von der Frau eines Imams bis zum Arzt mit Deutschland-Sehnsucht, von den bunten Vögeln der Nacht bis zu den Nachfahren von Griechen, Juden und Armeniern, die hier noch leben. Anhand der Menschen in dieser moderne Megacity ­erzählt Christiane Schlötzer von den Spaltungen der türkischen Gesellschaft, aber auch von Mut, ­Widerstandskraft und Kreativität, aus ­denen die Stadt am Bosporus ihre Lebendigkeit schöpft.

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Christiane Schlötzer
Istanbul – ein Tag und eine Nacht
Ein Porträt der Stadt in 24 Begegnungen
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Thomas Sparr
Hotel Budapest, Berlin …

Budapest–Berlin: Hier verlief eine der vielen ostwestlichen Fluchtlinien des 20. Jahrhunderts. Erst nach 1989 bemerkte man erstaunt die Präsenz der Ungarn in Deutschland, vor allem aber in Berlin, wo große Autoren wie György Konrád, Imre ­Kertész, Péter Esterházy oder Péter Nádas lebten, wo Terézia Mora und György Dalos heute leben. Dabei reicht die ungarische Präsenz hierzulande viel weiter zurück, oft verbunden mit anderen großen Umbrüchen: 1918, 1933, 1945, 1956. Thomas Sparr erzählt von einer einzigartigen historischen Konstellation, von Gedanken und Werken, vor allem aber von den Leben dahinter. Georg Lukács, Arnold Hauser, Peter Szondi und Ágnes Heller sind zu hören, Ivan Nagel, die Komponisten György Ligeti und Györgi Kurtág ebenso wie die vielen Autoren, die den Weltruf der ungarischen Literatur begründen. Die Donau, das erfahren wir hier, fließt auch durch Berlin.

Das Cover von Hotel Budapest, Berlin …
Thomas Sparr
Hotel Budapest, Berlin …
Von Ungarn in Deutschland
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Elisa Diallo
Französisch verlernen

Wenn es anfängt, weh zu tun, muss man etwas unternehmen: Das fand auch Elisa Diallo, Tochter einer französischen Mutter und eines guineischen Vaters. Aufgewachsen in Frankreich, empörte sie sich zunehmend über die Hartnäckigkeit, mit der die Grande Nation ihren Staatsbürgerinnen und -­bürgern mit Migrationshintergrund immer wieder zu verstehen gab, sie gehörten zwar dazu – aber eben doch nicht ganz. Heute lebt Elisa Diallo in Mannheim, besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft und arbeitet in Frankfurt. Wie es zu diesem für eine Französin immer noch radikalem Schritt kam, das erzählt und erklärt sie in diesem wichtigen persönlichen Zeugnis in Zeiten, in denen die Frage »Woher kommst du und wer bist du?« so wichtig und unwichtig wie nie ist.

Das Cover von Französisch verlernen
Elisa Diallo
Französisch verlernen
Mein Weg nach Deutschland
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Michael Krüger
Meteorologie des Herzens

Dass die Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben auch in der Rückschau eine immer noch jugendlich bewegte Tätigkeit sein kann, lässt sich hier nachlesen: in einem Gedicht, einem Gespräch und in zwei Erinnerungen an die Literatur. Autobiografie ist bei Michael Krügers Selbstporträt mit Dichtern auch da präsent, wo die Erinnerung be­wunderten Kollegen wie dem polnischen ­Dichter Zbigniew Herbert gilt oder jenen Autoren und Freunden, mit denen er in den 70er Jahren den Petrarca-Preis begründete. Der Lyriker Krüger ist ein Freund und Orchestrator naturbelassener Einsamkeit. Zugleich hat er stets die geistige Weite und das Sprachgewirr der internationalen Literatur unserer Zeit gesucht. Hier sieht man, wie Behutsamkeit und Zurückhaltung, Anspruch und Selbstbewusstsein ein Leben für die Literatur geprägt haben.

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Michael Krüger
Meteorologie des Herzens
Über meinen Großvater, Zbigniew Herbert, Petrarca und mich
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Vicente Valero
Schachnovellen

Auf Reisen führt manchmal der Zufall Regie. Viermal bricht Vicente Valero auf, nach ­Italien und Dänemark, nach Zürich und Augsburg. Stets im Gepäck: das von einem Onkel geerbte Reiseschach. Was unbeschwert beginnt, mit Schachpartien und Begegnungen mit offenem Ausgang, wird zu einer detektivischen Suche nach Orten und Plätzen, wo sich die Lebens­linien von fünf europäischen Geistern ­kreuzen: Brecht und Benjamin in Svendborg 1934; Nietzsche, kurz vor seinem geistigen Zusammenbruch in Turin; Kafka bei der berühmten Lesung in München 1916; Rilke schließlich, der 1921 in Berg am Irschel versucht, sein Hauptwerk endlich zu vollenden.

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Vicente Valero
Schachnovellen
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Thomas Blubacher
Das Haus am Waldsängerpfad

Man kennt die Synchronstimme am Ende von ­»Manche mögen’s heiß«, die aus dem Mund eines liebestollen Millionärs die Worte »Niemand ist ­perfekt« hervornäselt: Das ist Freddy Balthoff. Als jüdischer Schauspieler, schwul und mit Liebhaber in der Wehrmacht, überlebten er und andere die Nazizeit versteckt im Berliner Villenvorort Schlachtensee – in einer Bauhausikone, erbaut von Peter Behrens, eingerichtet von Marcel Breuer, die noch heute dort steht. Sie gehörte dem jüdischen Schauspieler Fritz Wisten und dessen Familie. Wie diese Menschen überlebten, mit Naziprominenz als Nachbarn, welche Zufälle lebensrettend eingriffen, neben einem Reigen feindseliger und hilfreicher Menschen – davon erzählt Thomas Blubacher. Unter der Menge der Geschichten vom Überleben ist dies ein besonders bizarres Kapitel aus dem Berlin der Nazizeit – und eines mit Happy End.

Das Cover von Das Haus am Waldsängerpfad
Thomas Blubacher
Das Haus am Waldsängerpfad
Wie Fritz Wistens Familie in Berlin die NS-Zeit überlebte
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Christian Schulteisz
Wense

Der ­Universaldilettant Wense ­wandert so, wie er forscht, ­übersetzt und komponiert: ekstatisch. Deutsche Landschaften sind ihm ebenso heilig wie die Sagen und Mythen der Cherusker, Maya oder Osmanen, wie Sterne, Steine und Tiere und all das andere, was es zu entdecken gilt. ­Allerdings herrscht Krieg, sein geliebtes Kassel wurde schon zerbombt, und in ­Göttingen muss er neuerdings Sonden für den militärischen Wetterdienst prüfen … Angelehnt an die historische Person Hans Jürgen von der Wense erzählt Christian Schulteisz von einem allwissenden Tauge­nichts, der plötzlich taugen soll. Ein tragisch-komischer Roman über Poesie und Irrsinn einer staunenden, zweckfreien Sicht auf die Welt.

»Christian Schulteisz ist ein eindringlich schreibender Zeitgenosse.« Arnold Stadler

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Christian Schulteisz
Wense
Roman
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Christian Bommarius
Der gute Deutsche

In der ruhmlosen deutschen Kolonial­geschichte dürfte das Kapitel über ­Kamerun eines der finstersten sein. In einträglicher Zusammenarbeit verleibten sich wilhelminische Kolonialbeamte und ehrbare Kaufleute das Land und seine Schätze ein und unterjochten die Bevölkerung. Einem Sohn des Häuptlings der Duala wurde dennoch gestattet, nach Deutschland zu reisen und sich dort zu bilden. Als Prinz Manga Bell allerdings von seinen Kenntnissen des deutschen Rechtssystems Gebrauch machte und gegen die nicht nur grausame, sondern auch vertragsbrüchige Kolonialregierung klagte, wurde er des Hochverrats bezichtigt und in Windeseile aufgehängt. ­Christian Bommarius, Publizist und Jurist, hat den Fall aufgerollt: Seine Geschichte eines infamen Justizmordes ist zugleich eine Fallstudie über Rassismus, Gier und abgrundtiefe politische Dummheit.

Das Cover von Der gute Deutsche
Christian Bommarius
Der gute Deutsche
Die Ermordung Manga Bells in Kamerun 1914
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Lina Meruane
Heimkehr ins Unbekannte

»Im Kopf werfe ich eine Münze: Falls mich eine Einladung nach Europa führt, werde ich die Reise auf eigene Faust gen Osten ausdehnen.« Die Einladung kam, und die in New York lebende Chilenin Lina Meruane fuhr erstmals in die Heimat ihrer palästinensischen Großeltern, ins heutige Israel. Der Bericht über ihre Reisen in die eigene Vergangenheit ist ein gedankensprühender Kommentar zu einem zunehmend weltbewegenden Problem: Warum wird es immer komplizierter, die Fragen »Wo kommst du her? Wer bist du?« eindeutig zu beantworten? Ausgerechnet in Israel, so hat es Lina Meruane am eigenen Leib erfahren, haben mehr als anderswo rassische, genetische, physiognomische Zuschreibungen Einzug gehalten in den Alltag der Menschen. Ein Buch darüber, wer man zu sein glaubt, und welche politisch wirksamen Täuschungen damit verbunden sind.

Das Cover von Heimkehr ins Unbekannte
Lina Meruane
Heimkehr ins Unbekannte
Unterwegs nach Palästina
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Matthias Bormuth
Die Verunglückten

Es ist etwas Unheimliches um diese vier Menschen, die in der Nachkriegszeit auf so unterschiedliche Weise zu Prominenz gelangten. Matthias Bormuth schaut hinter die politisch aufgeheizten Momente, in denen die deutschsprachige Öffentlichkeit in den siebziger Jahren den Atem anhielt: bei Verhaftung und Selbstmord der begabten Publizistin Ulrike Meinhof; bei der Nachricht vom Flammentod Inge­borg Bachmanns, der gefeierten Dichterin; beim Suizid von Jean Améry, den die Tatsache, dass er Auschwitz überlebt hatte, nicht leben ließ; und bei der Nachricht vom einsamen Tod des dem Alkohol erlegenen Uwe Johnson. Was verbindet diese Intellektuellen, die ihr Leben nicht aushalten konnten?

Das Cover von Die Verunglückten
Matthias Bormuth
Die Verunglückten
Bachmann, Johnson, Meinhof, Améry
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Björn Frank
Zu Keynes passt das nicht

Es ist Ihnen gelungen, Zierkürbisse zu züchten, die im Dunkeln leuchten, das ist ein Verkaufshit zu Halloween. Mit 1000 Kür­bissen erzielen Sie einen Gewinn von sage und schreibe 25 Euro pro Stück. Frage: Sollten Sie, wenn Sie Ihren Gewinn erhöhen wollen, noch mehr Kürbisse anbauen? Die überraschende Antwort auf diese und andere Fragen verrät Björn Frank ganz nebenbei in seinen spritzigen, kenntnisreichen und eleganten biografischen Miniaturen über die großen Ökonomen: von ­Cantillon bis Bentham, von Keynes (dessen letzte fromme Lek­türe einfach nicht zu seinem schillernden Leben passte) bis Schumpeter und all den anderen. Wer glaubte, es bei dieser Spezies mit drögen Geldvermehrern zu tun zu haben, wird eines Besseren belehrt: Es sind tragische, berührende, manchmal ­komische Lebensgeschichten – die oft genug mit einem erstaunlich passenden Tod enden.

Das Cover von Zu Keynes passt das nicht
Björn Frank
Zu Keynes passt das nicht
Vom Leben und Sterben großer Ökonomen
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Vicente Valero
Übergänge

Welch schöne Rahmenerzählungen doch Begräbnisse bieten! Vor allem, wenn es sich um Schulfreunde aus der verblichenen Kindheit handelt, mit denen man später nicht mehr viel zu tun haben mochte. So trinkt man schnell noch bei Mama eine mutmachende Flasche Wein, ehe sich in der Kirche, bei Gebeten und dem heimlichen Blick auf einst heiß begehrte Frauen, der Faden in die Vergangenheit abspult. In jene Zeit, als Franco starb und das Land sich auf einen Schlag veränderte, Lehrer und andere Autoritäten in der Versenkung verschwanden und endlich alle mitverdienen konnten an Spaniens Aufstieg zur einträglichen Touristenhölle. Wie Übergänge, die großen und die kleinen, das Leben und die Zeit verändern, das kann Vicente Valero wunderbar erzählen.

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Vicente Valero
Übergänge
Roman
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Michael Rutschky
Gegen Ende

So selbstverständlich der 2018 verstorbene Michael Rutschky für viele als geistiger Coach einer ganzen Generation gilt, so (selbst)ironisch ist er mit dieser Rolle umgegangen. Für eines der letzten – komischen und un-komischen – Kapitel seines Lebensromans ist diese Selbstdistanz zum Thema geworden, wie dieser dritte Band seiner Tagebücher zeigt. Mit gewohnt virtuos lakonischer Prosa durchleuchtet Rutschky seine intellektuell hochgerüstete Umgebung, Freunde, Feinde und zufällig durchs Objektiv laufende Gestalten und Landschaften. Vor allem aber er selbst und seine Frau Katharina sind die ­Protagonisten und werden, wie alle anderen, mit den Kontrasten des auf die nähere Berliner Umgebung geschrumpften Alltags scharf belichtet.

Das Cover von Gegen Ende
Michael Rutschky
Gegen Ende
Tagebuchaufzeichnungen 1996–2009
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Ursula Muscheler
Mutter, Muse und Frau Bauhaus

Nicht Walter Gropius steht in dieser Geschichte im Rampenlicht (er hat sich zeitlebens selbst gehörig in Szene gesetzt), sondern Mutter, Geliebte, Ehefrau und was es sonst noch an weiblichen Wesen im Umfeld des Meisters gab. Doch keine Sorge – Ursula Muscheler blickt nicht verhuscht durchs Schlüsselloch auf allzu private Szenen, sondern hinter die Kulisse des großen Architekten auf seine ­geliebten, klugen, gebildeten, tatkräftigen Gehilfinnen: Manon Gropius, Alma Mahler, Lily Hildebrandt, Maria ­Benemann und Ise Gropius. Hinter jedem erfolgreichen Mann stehe eine starke Frau, sagt der Volksmund. Dass diese überaus begabten Frauen zeit­lebens im Schatten von Gropius und anderen ­Männern standen, ist die bedauerliche Pointe dieser liebevollen Skizze.

Das Cover von Mutter, Muse und Frau Bauhaus
Ursula Muscheler
Mutter, Muse und Frau Bauhaus
Die Frauen um Walter Gropius
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Thomas Sparr
Grunewald im Orient

»Von europ. Wald keine Rede, die Bäume vorm Haus und auch wenn man mit Einholekorb umherwandelt in Talbiyeh und Rehavia (das ist das ›vierte Reich‹, sozusagen, wo die deutschen Emigranten sich zu Israelis wandelten), ist es beinahe Dahlemisch«, schreibt Mascha Kaléko aus Jerusalem. Anfang der 1920er Jahre als Gartenstadt angelegt, wurde der Vorort vor allem ab 1933 zum Zentrum der deutschen Juden. Else Lasker-Schüler lebte hier, Gershom Scholem, Martin Buber, und ein lebhafter deutsch-jüdischer Mikrokosmos. Idyllisch gelegen, doch mit schwierigem Alltag, lag Rechavia im Fadenkreuz der lange geteilten Stadt; Gegenwart und Vergangenheit der Shoah lasteten auf seinen Bewohnern. Zugleich aber war dies der Ort deutsch-israelischer Annäherung. Thomas Sparr zeichnet in ­diesem Buch das bewegende Bild eines Viertels und der Menschen, die hier lebten.

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Thomas Sparr
Grunewald im Orient
Das deutsch-jüdische Jerusalem
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Michael Rutschky
In die neue Zeit

»Es fällt schwer, die Finger davon zu lassen«, schrieb Philipp Felsch über Michael ­Rutschkys »Mitgeschrieben«, seine Aufzeichnungen aus den frühen achtziger Jahren. Hier kommt die Fortsetzung vom Ende des Jahrzehnts, zur Zeit, als die DDR sich von einer eingemauerten Sowjet­enklave in ein anarchisches Territorium verwandelte und die Kreuzberger Boheme plötzlich und energisch von den Zeitläuften wachgerüttelt wurde. Beides hat Michael Rutschky beobachtet, in Berlin, auf Reisen im ­sogenannten Beitrittsgebiet und in der Welt. Geschrieben sind auch diese Aufzeichnungen in jener lakonischen fotografischen Weise, mit der Rutschky ein eigenes Genre kreiert hat. Es sind seismographische Bestandsaufnahmen aus der vorläufig letzten deutschen Umbruchszeit.

Das Cover von In die neue Zeit
Michael Rutschky
In die neue Zeit
Aufzeichnungen 1988–1992
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Vicente Valero
Die Fremden

In jeder Familie gibt es sie: Verwandte, die früh abhandenkamen, Fremde blieben, kaum etwas hinterließen, nicht mal Fotos. Aus vier Lebens­läufen knüpft Vicente Valero einen tief berührenden und poetischen ­Familienroman, der an Sebalds »Die Ausgewanderten« denken lässt und der doch ganz für sich steht. Valero erzählt von Menschen seiner Heimat Ibiza, die die Insel verließen und die, selbst wenn sie heimkehrten, Fremde blieben, weil sie den Hauch einer weiten, anderen Welt tief in sich eingesogen hatten. Es sind Soldaten, Sonderlinge, Tänzer, Spieler. Verlorene Söhne, die ein Stück ­unbegreifliche Vergangenheit hinterließen.

Das Cover von Die Fremden
Vicente Valero
Die Fremden
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Ursula Muscheler
Das rote Bauhaus

Die Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre trieb viele deutsche Architekten in die Sowjetunion, die mit ­guter Bezahlung und den Großprojekten des Fünfjahres­plans lockte. Bekannte Leute kamen, wie Ernst May und ­Bruno Taut, und unbekanntere wie die Mitglieder der Bauhaus-Brigade Rot Front, angeführt vom ehemaligen Bauhausdirektor Hannes ­Meyer. Sie waren Protagonisten des Neuen Bauens, das im Westen häufig als »bolschewistisch« verunglimpft wurde, und hofften, in Russland nach ihren Vorstellungen bauen zu können. Wie erging es ihnen? Was konnten sie planen und bauen? War es eine Reise ohne Wiederkehr? Ursula Muscheler erzählt eine Geschichte von Migration und Flucht, von Überleben und Tod, von Hoffnung und Scheitern.

Das Cover von Das rote Bauhaus
Ursula Muscheler
Das rote Bauhaus
Eine Geschichte von Hoffnung und Scheitern
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Michael Rutschky
Mitgeschrieben

Ein Tagebuch aus der Zeit, als Franz Josef Strauß Bayern regierte und Helmut Kohl westdeutscher Bundeskanzler wurde. Und als Hans Magnus Enzensberger mit Gaston Salvatore ein berühmtes, flüchtiges Zeitschriftenprojekt namens »TransAtlantik« begründete, in dessen Münchener Re­dak­tion Michael Rutschky seine Laufbahn als öffentlicher Intellektueller begann. Entstanden sind diese Notizen zwischen 1981 und 1984, gewissermaßen in der »sozia­listischen Spätantike«, und sie erzählen gleich mehrere Romane. Nicht nur den von Michael Rutschky und seiner Frau Katharina, samt Begegnungen, Reisen, Beziehungs­kisten, in denen unbekannte und bekannte Menschen die Landschaft zwischen Isarnacktstrand, nordhessischer Provinz und Westberlin bevölkern. Hier kann man auch nachlesen, wie Traum, Tagtraum und obsessive Nabelschau zu jener Zeit ein ebenso schöpferisches wie unterhaltsames Klima für kritische Geister bildeten.

Das Cover von Mitgeschrieben
Michael Rutschky
Mitgeschrieben
Die Sensationen des Gewöhnlichen
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Gabriel Astruc
Meine Skandale

Gabriel Astruc – heute vergessen, einst jedoch Frankreichs umtriebigster Impresario, der Stars wie Diaghilew, Nijinsky und vielen anderen zu Weltruhm verhalf. Unter seiner Ägide kam es in den letzten Jahren der Belle Époque zwischen 1907 und 1913 in Paris zu ein paar denkwürdigen Theaterskandalen, von denen er in diesen fulminanten Erinnerungen erzählt. Hauptfiguren waren Strauss, Debussy und Strawinsky. Die Wut der Presse und natürlich der Kirche entzündete sich vorwiegend an verführerischen Ballettstars. An der Unfähigkeit aber, ein modernes Stück wie Strawinskys Sacre du Printemps zu ertragen, wäre Astrucs schönes Théâtre des Champs-Élysées, kaum erbaut, im Mai 1913 mit dem legendärsten aller Theaterskandale fast zu Bruch gegangen.

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Gabriel Astruc
Meine Skandale
Strauss, Debussy, Strawinsky
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Ibon Zubiaur
Wie man Baske wird

Wer so heißt, muss aus jener Gegend stammen, wo ETA, Industrie, Fußball und Frank Gehry in manchmal nicht recht geheurer Nachbar­schaft leben. Ibon Zubiaur hat eine baskische Paradeerziehung ­durchlaufen, mit baskischer Schulbildung und Spanisch als erster Fremdsprache. Er spricht bis heute ein Idiom, das im Baskenland nur eine Minderheit beherrscht. Er ist das Produkt einer Nation, die, samt Sprache, im 19. Jahrhundert von einem Herrn namens Sabino Arana neu erfunden wurde. Hier erklärt er, was es heißt, in so einem Land zu Hause zu sein und warum ein Wort wie ›Rasse‹ hier noch ­immer eifrig Verwendung findet.

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Ibon Zubiaur
Wie man Baske wird
Über die Erfindung einer exotischen Nation
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Ursula Muscheler
Gruppenbild mit Meister

Schon früh zog der charismatische »Corbu«, einer der radikalsten und umstrittensten Vertreter seiner Kunst, junge Architekten aus aller Welt an, die voller Leidenschaft in seinem Atelier zeichneten, ihm Aufträge verschafften und sein Erbe verwalteten. Wer waren diese »collaborateurs«, woher kamen sie? Was haben sie für ihn und sein Werk getan? Konnten sie sich von seinem Einfluss lösen? Ursula Muscheler verfolgt die Lebensläufe der wichtigsten Mitarbeiter – darunter Oscar Niemeyer, Albert Frey und José Luis Sert – parallel zu dem Le Corbusiers. Ein beeindruckendes Kaleidoskop der Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts.

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Ursula Muscheler
Gruppenbild mit Meister
Le Corbusier und seine Mitarbeiter
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Ursula Muscheler
Möbel, Kunst und feine Nerven

Als der Belgier Henry van de Velde um 1900 nach Berlin kam, war er ein Star. Nicht nur in der deutschen Hauptstadt, überall, wo man sich im deutschen Kaiserreich nach neuester Mode einrichten wollte, wurden Möbel und ganze Gebäude bei dem exzentrischen Geschmacksdiktator bestellt. Van de Velde, der mit Dandys, Industriellen und Künstlern um Harry Graf Kessler und Hugo von Hofmannsthal gegen bourgeoise Spießigkeit zu Felde zog und das Leben als Gesamtkunstwerk inszenierte, stieg auf – und wieder ab. 1914 wurde der Belgier zum feind­lichen Ausländer und musste in die Schweiz fliehen. Wie sehr er da schon die deutsche Städte­landschaft geprägt hatte, ist in den Treppenhäusern, ­Wohnungen und Villen unserer Städte unübersehbar.

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Ursula Muscheler
Möbel, Kunst und feine Nerven
Henry van de Velde und der Kultus der Schönheit 1895–1914
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