Literatur in schmerzhaften Zeiten

Stellungnahme zur Verschiebung der Verleihung des LiBeraturpreises an Adania Shibli

Am 20. Oktober 2023 hätte Adania Shibli für ihren Roman »Eine Nebensache« auf der Frankfurter Buchmesse der LiBeraturpreis von Litprom e. V. verliehen werden sollen. Litprom e. V. hat diese Preisverleihung verschoben. Bekanntgegeben wurde diese Nachricht von der Frankfurter Buchmesse, deren Direktor Vorstandssvorsitzender von Litprom e. V. ist.

Die Entscheidung, die Preisverleihung zu verschieben, wurde weder gemeinsam mit der Autorin noch mit dem Verlag getroffen. Wir bedauern diese Entscheidung und können sie nicht nachvollziehen.

Eine übliche Preisverleihung, wie sie ursprünglich geplant war, wäre zweifellos nicht das richtige Format gewesen, niemandem wäre angesichts der grauenvollen Angriffe der Hamas in Israel, des unermesslichen Leids unter der Zivilbevölkerung auf beiden Seiten, die niemanden ohne Erschütterung lassen können, zum Feiern zumute. Vielmehr hätte Adania Shibli, die jede Form von Terror und Gewalt vehement ablehnt, die Gelegenheit nutzen wollen, um über Literatur in diesen entsetzlichen und schmerzhaften Zeiten zu sprechen.

In einem Artikel in der taz war zu lesen, Adania Shibli sei eine »engagierte BDS-Aktivistin«. Das entspricht nicht der Wahrheit. Auch gegen den Vorwurf, ihr Roman bediene »antiisraelische und antisemitische Narrative«, verwahren wir uns auf das Entschiedenste. Zahlreiche Artikel der letzten Tage wiesen diese Anschuldigung ebenfalls zurück, auf der Grundlage einer sorgfältigen Lektüre des bei seinem Erscheinen in großen Teilen der internationalen und deutschsprachigen Presse für seine überragenden literarischen Qualitäten gelobten Romans.

Aus unserer Sicht beschreibt die Begründung der Jury des LiBeraturpreises die Verdienste des Buches sehr treffend: »Gleichsam präzise und behutsam entwirft die palästinensische Autorin Adania Shibli mit ›Eine Nebensache‹ ein formal wie sprachlich streng durchkomponiertes Kunstwerk, das von der Wirkmacht von Grenzen erzählt und davon, was gewalttätige Konflikte mit und aus Menschen machen. Mit großer Wachsamkeit richtet sie ihren Blick dabei auf die kleinen Details, die Nebensächlichkeiten, die es uns erlauben, die alten Wunden und Narben zu erblicken, die hinter der Oberfläche liegen.«

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